Hoffnung im Slum – wie Bildung Leben verändert

Hoffnung im Slum – wie Bildung Leben verändert

Wir schlendern mit Bama durch die Hauptstrasse des Slums. Links und rechts reihen sich kleine Verkaufsstände, Werkstätten und schlichte Wohnungen aneinander. Ein Junge rennt hinter uns her und sucht das Gespräch mit Bama. Spitzbübisch, voller Energie – man sieht ihm seine „Strassen-Schlauheit“ sofort an. Er weiss genau, wie man hier überlebt. Er trägt die Sportuniform unserer Good-Shepherd-Schule, muss also „einer von uns“ sein. Obwohl dort über 500 Kinder lernen, kennt Bama seine Geschichte genau.

Später erzählt sie mir mehr über sein junges Leben: Anwohner hatten sie kontaktiert, weil ein kleiner Junge jeden Tag an der öffentlichen Toilette zum Betteln hingesetzt wurde – noch kaum älter als ein Kleinkind. Nachforschungen ergaben: Seine Mutter war verstorben, sein Vater verschwunden. Zurückgelassen, ohne Halt. Nette Nachbarn nahmen ihn auf, doch selbst arm, blieb ihnen keine Wahl, als ihn betteln zu schicken.

Bama, die Leiterin der Good-Shepherd-Arbeit in Mumbai, suchte das Gespräch mit der Familie. Gemeinsam fanden sie eine Lösung: Der Junge darf weiterhin bei ihnen wohnen, während die Good-Shepherd-Schule sich um den Rest kümmert. Schulgebühren werden ihm erlassen und die Familie erhält regelmässig Unterstützung für das Essen. Bama organisiert Schuhe oder mal eine neue Hose für ihn.

Nicht jede Lebensgeschichte in diesem Slum in Mumbai ist so dramatisch – aber Armut und Diskriminierung kennen sie alle.

Hier, mitten im Slum, begann 2003 die Schule mit ein paar wenigen Kindern. Bama musste damals die Eltern persönlich überzeugen, dass Bildung für ihre Kinder der Schlüssel zu einem besseren Leben ist. Heute gibt es drei kleine, verwinkelte Schulgebäude – und mehr Anmeldungen als Plätze zur Verfügung stehen. „Bildungsferner Haushalt“ trifft auf fast jedes Kind hier zu. Viele Eltern hatten selbst nie die Chance, eine Schule zu besuchen.

Trotz allem blicken die Zehntklässler voller Hoffnung und Selbstvertrauen in die Zukunft – auch wenn ihnen die Abschlussprüfungen etwas Nervosität abverlangen. Beim Abschied machen wir ihnen Mut, wünschen ihnen starke Nerven und viel Erfolg.

Ich wünsche mir von Herzen, dass sie alle bestehen, einen Beruf erlernen und ihre Familien versorgen können. Dass sie eine Zukunft haben, die mehr ist als ein täglicher Kampf ums Überleben.

Reisebericht

Im Februar 2025 haben wir zum ersten Mal als ganze Familie Indien bereist. Mein Mann und ich waren erstmals 2007 dort, um zwei Wochen lang verschiedene Schulen in Nordindien zu besuchen. Seither hatte ich immer wieder die Gelegenheit, Eindrücke vor Ort zu sammeln. Nach einer längeren Pause war es nun besonders bereichernd, das Land, die Menschen und die wertvolle Arbeit erneut persönlich zu erleben.

Es gibt so viel zu erzählen – in den kommenden Newslettern werde ich unsere Erlebnisse mit euch teilen.

Hoffnung für Manipur: Schulen als Zuflucht in Zeiten der Gewalt

Seit über zwei Jahren kommt Manipur, ein Bundesstaat im Nordosten Indiens, nicht zur Ruhe. Ethnische Konflikte haben das Land erschüttert, 250 Menschen wurden getötet und 75’000 können nicht in ihre Häuser zurückkehren. Morde, Entführungen und Vergewaltigungen haben die ohnehin angespannte Beziehung zwischen den beiden grössten Volksgruppen weiter vergiftet (NZZ, 10.2.2025).

Inmitten dieser Gewaltspirale mussten auch die beiden Good-Shepherd-Schulen ihre Türen schliessen. Einst waren sie Orte der Hoffnung – ein sicherer Hafen für Hunderte von Dalit-Kindern und andere benachteiligte Gruppen. Hier bot Bildung die Chance, dem Kreislauf der Armut zu entkommen.

Jetzt wollen wir diese Schulen wieder öffnen und als ersten Schritt die Primarstufe neu starten. Mit CHF 40‘000 pro Jahr können wir den Lehrbetrieb erneut aufnehmen – Lehrerlöhne bezahlen, Schulmaterial bereitstellen, Infrastruktur instand halten sowie rechtliche Unterstützung und eine Gesundheitsarbeiterin finanzieren.

Diese Schulen sind mehr als nur Lernorte. Sie schützen die Schwächsten vor extremer Armut, Ausbeutung und Menschenhandel. Mit eurer Spende schenkt ihr nicht nur Bildung, sondern auch Würde und eine Zukunft in Freiheit.

Lasst uns gemeinsam Hoffnung zurückbringen!

Zum Beispiel mit CHF 40.– pro Monat dazu beitragen, dass die Schulen in Manipur den Betrieb wieder aufnehmen können.

Hoffnung und Heilung: Wie unsere Gesundheitsarbeiterinnen Leben verändern

Hoffnung und Heilung

In den abgelegenen Dörfern Gujarats kämpfen viele Familien nicht nur mit finanziellen Engpässen, sondern auch mit der Angst vor ärztlicher Behandlung. Unsere Gesundheitsarbeiterinnen sind jeden Tag an vorderster Front, um Vertrauen zu schaffen, Wissen zu vermitteln und Menschen wie Radhaben auf ihrem Weg zu begleiten – ein Weg, der oft von Unsicherheit und Angst geprägt ist.

Ein unverhofftes Treffen im Dorf

Während eines Routinebesuchs in einem Dorf trifft eine unserer Gesundheitsarbeiterinnen auf Radhaben. Die 33-jährige Mutter lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Gujarat. Ihr Leben ist gezeichnet von harter Arbeit und Entbehrungen. Aufgrund des geringen Familieneinkommens vermeidet sie so gut es geht jeglichen Arzt- oder Spitalbesuch. Doch Radhaben hat ein ernsthaftes Problem: einen schmerzhaften Tumor an ihrem Bein, der dringend behandelt werden müsste. Trotz der Schmerzen hat die Angst vor den Kosten und vor dem, was eine ärztliche Untersuchung ans Licht bringen könnte, sie lange davon abgehalten, Hilfe zu suchen.

Unsere Gesundheitsarbeiterin erkennt sofort, wie ernst die Lage ist. Sie spricht mit Radhaben, hört sich ihre Sorgen an und begleitet sie schliesslich ins nächste Spital. Der Arzt empfiehlt eine sofortige Operation, doch Radhabens Angst überwiegt. Sie kehrt ohne Behandlung ins Dorf zurück, verunsichert und voller Zweifel.


Der lange Weg zur Überwindung der Angst

Eine Woche später besucht unsere Gesundheitsarbeiterin Radhaben erneut. Diesmal nehmen sie sich Zeit, um über die Ängste und Zweifel zu sprechen. Geduldig erklärt sie ihr, warum die Operation notwendig ist und wie sie verhindern kann, dass sich der Tumor weiter ausbreitet. Es erfordert viel Überzeugungsarbeit, doch schliesslich fasst Radhaben den Mut, sich der Behandlung zu stellen.

Unsere Gesundheitsarbeiterin begleitet sie erneut ins Spital, klärt sie über jeden Schritt des Prozesses auf und steht ihr in dieser schwierigen Zeit zur Seite. Die Operation verläuft erfolgreich, und Radhaben ist erleichtert – nicht nur, weil die Schmerzen nachlassen, sondern auch, weil sie den Mut gefunden hat, sich ihrer Angst zu stellen.


Mut machen, wo Angst dominiert

Radhaben ist nur ein Beispiel von vielen. In den armen Regionen ist Angst oft der grösste Feind, wenn es um medizinische Versorgung geht. Finanzielle Sorgen, Misstrauen gegenüber dem Gesundheitssystem und die Ungewissheit, was eine Diagnose bringen könnte, führen dazu, dass viele Menschen notwendige Behandlungen aufschieben oder ganz vermeiden. Unsere Gesundheitsarbeiterinnen leisten hier einen entscheidenden Beitrag: Sie schaffen Vertrauen, vermitteln Wissen und begleiten Familien auf dem Weg der medizinischen Behandlung.

Dank Eurer Unterstützung kann DFN diese lebenswichtige Arbeit fortsetzen und noch mehr Menschen erreichen. So wie Radhaben und ihre Familie, die unserer Schule und der Arbeit unserer Gesundheitsarbeiterin nun zutiefst dankbar sind.

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