Ausbeutung

Ausbeutung

In Indien sind schätzungsweise 18’354’700 Menschen in Zwangsarbeit gefangen. Das entspricht knapp 40% der Sklaven weltweit.

Rituelle Zwangsprostitution

Joginis, auch Devadasis genannt, sind meist Dalit-Frauen, welche schon im Alter von fünf Jahren einer Göttin geweiht werden. Sobald sie dann in die Pubertät kommen, werden sie in die rituelle Prostitution gezwungen.

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Dabei handelt es sich um eine Form der Prostitution, welche durch religiöse Praktiken gerechtfertigt wird. Manchmal hört man auch den Begriff „Tempelprostitution“, was aber irreführend ist, weil die meisten Joginis nicht im Tempel arbeiten – sie werden als rituell unrein angesehen, weil sie Dalits sind (und somit ist ihnen der Zugang zum Tempel verwehrt).  Rituelle Prostitution ist heute in Indien gesetzlich verboten, wird aber weiterhin praktiziert.

Eigentum des Dorfes

Sobald das Mädchen die Pubertät erreicht, wird es von einem Ältesten des Dorfes gekauft – meist von einem Priester, reichen Mann oder Grundbesitzer. Genau genommen wird sie versteigert. Sie wird die Konkubine dieses Mannes, bis er genug von ihr hat – ob das nun nach einer Nacht oder erst nach mehreren Jahren ist. Dann werden die Mädchen zum Dorfeigentum und können von allen Männern benutzt oder missbraucht werden. Oft werden sie auch an ein Bordell verkauft.

Die Armut und der Aberglaube der Eltern, welcher sie dazu bringt, ihr Kind zu weihen, tragen massgeblich dazu bei, dass das Mädchen in diesem schrecklichen Schicksal gefangen bleibt. Weil die Göttin dafür Segen verheisst, glauben viele, dass es Glück bringt, eine Jogini zu werden, und zwar nicht nur für das Mädchen selber, sondern auch für die ganze Familie und das Dorf.

Verwundbarkeit

Joginis und Devadasis sind der Gewalt und dem Missbrauch ihrer Freier besonders ausgesetzt. Dazu kommt das hohe Risiko, mit sexuell übertragene Krankheiten wie HIV angesteckt zu werden. Das Stigma von AIDS und Sorgen über hohe Kosten einer Behandlung hat zur Folge, dass die Frauen keine kostenlosen Untersuchungen oder Diagnosen machen wollen.

Nach offiziellen Angaben gibt es in Indien etwa 40’000 Joginis und Devadasis. Es wird behauptet, dass die Zahl abnimmt. Hilfsorganisationen, welche in diesem Bereich arbeiten, vermuten aber, dass die Mädchen jetzt im Verborgenen der Göttin geweiht werden. Sie schätzen, dass es allein in den südindischen Bundesstaaten Karnataka, Andra Pradesh und Telangana 250’000 Joginis gibt.

Lesen Sie die Geschichten von Balamma, Malvika und Ruchika, um mehr darüber zu erfahren.

Dignity Freedom Network hat das Ziel, der rituellen Zwangsprostitution in Indien ein Ende zu setzen.

Schuldknechtschaft

Schuldknechtschaft ist heute die vorherrschende Form Ausbeutung in Indien, obwohl sie gesetzlich verboten ist. Einzelpersonen und ganze Familien, einschliesslich Kinder, werden in sklavenähnlichen Zuständen ausgebeutet, weil sie ihre Schulden abzahlen müssen.

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Abhängigkeitsverhältnis – ein nie endender Teufelskreis

Da diese Menschen keine anderen Möglichkeiten haben, Geld zu verdienen und sich so ein Obdach, Essen, Wasser oder Schutz zu organisieren, werden sie in ein Abhängigkeitsverhältnis mit ausbeuterischen Geldverleihern getrieben.

Der Geldverleiher, oft ein Grundbesitzer oder Fabrikinhaber, wendet verschiedene Methoden an, um aus dieser Zwangsarbeit Profit zu schlagen. Der Schuldner wird oft gezwungen, zu einem erbärmlichen Lohn zu arbeiten, um seine Schulden abzuzahlen. Masslose Wucherzinsen werden gefordert (von 10% bis mehr als 20% pro Monat). Darlehen für Medikamente, Kleider etc. werden zur Schuld dazugerechnet. In den meisten Fällen wird bis zur Hälfte des Lohnes für die Rückzahlung der Schuld abgezogen und dazu kommen weitere Abzüge als Busse für nicht eingehaltene Regeln oder schlechte Arbeitsleistung. Die Arbeiter verwenden das wenige Geld, das übrigbleibt, dazu, vom Verleiher Nahrungsmittel zu stark überteuerten Preisen zu kaufen. So haben sie selten genug Geld um zu überleben und sind gezwungen, weitere Darlehen aufzunehmen. Jeder Unfall und jede Krankheit, häufige Folgen der schrecklichen Arbeitsbedingungen, hat verheerende Konsequenzen. Noch mehr Geld muss geliehen werden, nicht nur für die medizinische Behandlung, sondern auch, weil die verletzten Personen nicht mehr arbeiten können, was zur Folge hat, dass die Familie nicht mehr genug verdient, um zu überleben. Manchmal dauert diese Verschuldung einige Jahre, und manchmal (besonders in der Landwirtschaft) wird die Schuld sogar an die folgende Generation weitergegeben. Falls die Schulden tatsächlich abgezahlt werden können, sind doch viele aufgrund ihrer schwierigen Lebensumstände gezwungen, später wiederum Geld zu leihen – oft ein nie endender Teufelskreis.

In Indien gibt es deutlich mehr als 10 Millionen Menschen, welche in Schuldknechtschaft gefangen sind. Die grosse Mehrheit (80% – 90%) von ihnen sind Dalits und andere benachteiligte Gesellschaftsschichten.

Lesen Sie, wie Manjula im Alter von vier Jahren auf diese Weise ausgebeutet wurde.
Dignity Freedom Network setzt sich dafür ein, dass die Schuldknechtschaft in Indien abgeschafft wird.

Zwangsprostitution

Junge Frauen und Mädchen, welche für Sex verkauft werden, wurden entweder mit leeren Versprechen gelockt, sonstwie getäuscht oder entführt. Sie werden dann zum Sex gezwungen, zwischen 10 und 25 Mal pro Tag.

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Frauen und Mädchen gefährdet

Neben Demütigung, Verletzung ihrer Würde und Freiheitsberaubung sind die Frauen auch dem ständigen Risiko der Misshandlung ausgesetzt, sowohl von den Freiern als auch von den Bordellbesitzern. Wenn sie versuchen sich zu wehren, werden sie erbarmungslos geschlagen, mit Gürteln, Stöcken oder Eisenstangen, bis sie sich fügen. Oder sie werden unter Drogen gesetzt oder gezwungen Alkohol zu trinken bis zur Bewusstlosigkeit. Ausserdem sind sie einem hohen Risiko ausgesetzt durch sexuell übertragene Krankheiten wie HIV. Wenn eine dieser Frauen krank wird, wird sie oft ausgestossen und ihrem Leiden überlassen, weil sie für den Bordellbesitzer nutzlos geworden ist.

Einige Bordellbesitzer und Menschenhändler wollen sogar Mädchen „züchten“. Die Söhne der Prostituierten werden als Arbeiter ausgebeutet und die Töchter werden in die Prostitution gezwungen. Dazu kommt, dass der Besitzer dadurch ein weiteres Druckmittel hat, um die Mütter gefügig zu machen.

Umfang und Ausmass

Gemäss offiziellen Angaben gibt es in Indien 3 Millionen Prostituierte, wovon 1.2 Millionen Kinder sind. Einige Hilfsorganisationen schätzen, dass es sogar bis zu 15 Millionen sind. Wie auch immer, auf jeden Fall ist das Ausmass des Menschenhandels mit dem Ziel sexueller Ausbeutung erschreckend.

Obwohl der grösste Teil der gehandelten Mädchen in Bordellen oder Escort-Agenturen endet, spielen zunehmend auch die Pornographie (inklusive Videos und Live-Feeds übers Internet) und der wachsende Sex-Tourismus eine Rolle. Auch Knaben werden sexuell ausgebeutet.

Zwischen- und Innerstaatlich

Die grosse Mehrheit der Opfer sind Dalits und andere aus der indischen Stammesbevölkerung, welche aus dem Kastensystem rausfallen. Meistens läuft dieser Handel innerhalb von Indien ab, oder sogar innerhalb der indischen Bundesstaaten, wie z.B. die grosse Anzahl von Menschen, welche von den ländlichen Gegenden von Westbengalen nach Kalkutta verkauft werden. Es gibt einige Gebiete und Routen, auf welchen dieses Geschäft besonders floriert, z.B. aus dem Nordosten des Landes nach Delhi oder Mumbai. Es gibt auch eine grosse Anzahl von Dalits (Frauen und Kinder), welche von Nepal und Bangladesch nach Indien verkauft werden.

Dignity Freedom Network hat das Ziel, der Ausbeuterei in Indien ein Ende zu setzen.

Bettelkinder

In Indien werden hunderttausende von Kindern zum Betteln gezwungen, oft durch skrupellose Mafia-ähnliche Banden. Viele der Kinder werden an Banden verkauft, einige werden entführt oder aus Verzweiflung von ihren eigenen Familien verkauft. Andere Familien werden getäuscht oder betrogen. Jedes Jahr fallen ca. 44’000 Kinder in die Hände von solchen Bettler-Banden.

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Absichtliche Verstümmelung

Viele der Kinder werden absichtlich verstümmelt, wie es der Oscar-prämierte Film „Slumdog Millionaire“ so eindrücklich darstellt. Arme und Beine werden amputiert, andere werden grausam blind gemacht. Die Banden giessen auch Säure auf die Körper der Kinder, was eiternde Wunden zurücklässt. Je mehr die Kinder gequält und verkrüppelt werden, desto mehr Mitleid erregen sie beim Betteln. Den Kindern werden bestimmte Verhaltensweisen beigebracht und sie werden trainiert, auf die richtigen Leute zuzugehen, um noch mehr Geld einzubringen. Es gibt auch viele Bettelkinder, welche nicht verstümmelt wurden, aber diejenigen mit den schlimmsten Verletzungen bringen am meisten Geld. Solch ein Betrag kann bis zu zehn Mal so viel sein wie Millionen von Inder pro Tag zum Überleben brauchen. Natürlich sehen die Kinder nichts von diesem Geld; es geht an den Banden-Boss. Wenn ein Kind das geforderte Tagesziel nicht erfüllt, wird es geschlagen und gequält.

Unter Kontrolle gehalten

Viele Bettelkinder sind abhängig von Alkohol, Lösungsmitteln oder von charras (starkes Afghanisches Haschisch, welches oft mit Opium vermengt wird). Das hilft den Kindern zu vergessen, in welch schrecklicher Lage sie sind, macht es den Banden aber auch leichter, sie unter Kontrolle zu halten.

Verstümmelte Bettelkinder haben Angst, die Wahrheit zu sagen – sie sagen, dass ihre Arme und Beine einfach verschwunden seien oder dass sie einem Unfall hatten. Die Bettel-Mafia verdient mehr als 30 Millionen CH Franken im Jahr, und dieses Geld verleiht ihnen zusätzliche Macht. Indem der Banden-Boss die richtigen Leute besticht, kann er sicherstellen, dass er für seine Verbrechen nicht belangt wird und dass Anklagen bei der Polizei nichts bewirken. Sogar wenn Kinder von der Strasse genommen und in Heimen platziert werden, geschieht es oft, dass sie wiederum verkauft werden und erneut auf der Strasse beim Betteln landen.

Diesem grausamen Geschäft fallen meist Kinder aus Dalit-Hintergrund oder Kinder von Stammesangehörigen (Adivasis) zum Opfer – oft aufgrund ihrer Armut und ihrem tiefen gesellschaftlichen Status.

Dignity Freedom Network hat das Ziel, der Ausbeutung von Kindern durch die Bettel-Mafia in Indien ein Ende zu setzen.

Ausbeutung von Haushaltshilfen

Die Ausbeutung von Haushaltshilfen scheint ein wachsendes Problem zu sein in Indien. Es wird geschätzt, dass drei Viertel aller Haushaltshilfen zwischen 12 und 16 Jahre alt sind, 90% davon sind Mädchen.

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Illegale Agenturen

Im Allgemeinen gibt es zwei Arten von Haushaltshilfe. Im einen Fall arbeitet die Person Tag und Nacht im selben Haus und lebt auch dort. Im anderen Fall verteilt sich die Arbeit auf verschiedene Haushalte in der Woche, oder sogar verschiedene Haushalte pro Tag. Oft werden Haushaltshilfen durch Agenturen vermittelt. Einige davon sind seriöse Firmen, andere aber verfolgen missbräuchliche Praktiken. Eine Hilfsorganisation hat allein in Delhi innerhalb von zwei Monaten mehr als hundert Fälle registriert, in denen Kinder von solchen Agenturen missbraucht wurden. Offiziell registriert sind nur 119 Agenturen, gemäss inoffiziellen Angaben gibt es aber deren 6000, welche illegal operieren.

Ausgetrickst

Haushalte mögen zwar den Agenturen den Lohn für die Haushaltshilfe bezahlen, aber dieses Geld wird oft von skrupellosen Vermittlern zurückbehalten und nicht an die arbeitende Frau oder im Falle von Kindern an deren Eltern ausbezahlt. Einige Agenturen locken Arbeitskräfte von weit her an, indem sie ihnen Arbeit und einen guten Lohn versprechen. Diese Versprechen werden aber meist nicht eingehalten. Manchmal wird dem Arbeiter oder dessen Familie auch eine Vorauszahlung angeboten, was dann aber zur Verschuldung führt, so dass die Leute in Schuldknechtschaft verstrickt werden. Die Vermittler suchen nach den wehrlosesten Leuten –  die extrem Armen, Vertriebenen und Randständigen. Die berüchtigtsten Agenturen schrecken auch vor physischem und sexuellem Missbrauch der Opfer nicht zurück.

Obwohl viele Haushalte meinen, dass sie ihren oft minderjährigen Haushaltshilfen etwas Gutes tun, weil sie ihnen Obdach, Essen und Kleider geben, ist doch das Ausmass des Missbrauchs riesig. Oft sind die Arbeitstage unmenschlich lang (bis zu 18 Arbeitsstunden), ohne Pausen oder freie Tage. Es werden entwürdigende Arbeiten gefordert, Lohn oder Essen wird zurückgehalten und dazu kommt emotionaler, körperlicher oder sexueller Missbrauch durch die Arbeitgeber oder Familienmitglieder.

Wie bei den meisten Formen des Menschenhandels und der Sklaverei in Indien sind es auch hier die Menschen ausserhalb des Kastensystems – Dalits und Angehörige aus der Stammesbevölkerung – welche am stärksten gefährdet sind.

In diesem Artikel wird das Thema „Kinderarbeit in Indien“ weiter ausgeführt.

Lesen Sie wie Sunita, ein Mädchen aus der Stammesbevölkerung, nach Delhi gebracht und als Haushaltshilfe ausgebeutet wurde.
Dignity Freedom Network hat das Ziel, der Ausbeutung in Indien ein Ende zu setzen.

Brauthandel

In Indien gibt es ein massives Ungleichgewicht in der Geschlechterverteilung (deutlich mehr Männer als Frauen). Es gibt zu wenig heiratsfähige Frauen, was zum Handel mit Bräuten führt.

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Frauen Mangel

Gemäss einer aktuellen Umfrage gibt es 40 Millionen mehr Männer als Frauen. Auf 1000 Knaben von 0 – 6 Jahren kommen nur 914 Mädchen im selben Alter (Volkszählung von 2011). Die kulturell bedingte Vorliebe für Knaben und die immer leichter verfügbaren Methoden der vorgeburtlichen Diagnose, um das Geschlecht des Babys zu identifizieren, haben zur Verschlimmerung der Situation bei Kleinkindern beigetragen (2001 war das Verhältnis noch 927 zu 1000). Wenn man die gesamte indische Bevölkerung betrachtet, hat sich das Verhältnis aber verbessert. In 28 der insgesamt 35 Bundesstaaten Indiens wurde eine Abnahme des Unterschieds festgestellt.

Leere Versprechungen

Die Beschaffung von Bräuten kann der Hauptgrund für den Frauenhandel oder auch ein Nebeneffekt sein. Menschenhändler, welche das Ziel haben, eine Braut für einen Kunden zu finden, wenden verschiedene Methoden an: Entweder sie nehmen die Frau gegen ihren Willen mit Gewalt mit, locken sie mit Versprechungen von einer guten Arbeit oder einem attraktiven Lebensstil, oder sie wickeln die Mädchen ein, indem sie ihnen das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein, so dass dann das Angebot in einer grossen Stadt heiraten zu können verlockend tönt. Aber das sind leere Versprechungen, denn am Ende werden die Frauen meist weiterverkauft und ausgebeutet. Umgekehrt kommt es auch vor, dass Mädchen, welche in die Prostitution gezwungen oder als Haushaltshilfen verkauft wurden, schliesslich gegen ihren Willen als Braut verkauft und verheiratet werden.

Wie bei den meisten Formen der Ausbeutung in Indien sind es auch hier die Menschen ausserhalb des Kastensystems (Dalits und Stammesbevölkerung), welche am stärksten gefährdet sind. Täter konzentrieren sich auf die Hilflosesten –  die Armen, Flüchtlinge und Randständigen.

Lesen Sie die Geschichte von Premila, um mehr zu erfahren.
Dignity Freedom Network hat das Ziel, der Ausbeuterei in Indien ein Ende zu setzen.

Organhandel

Die Armen und Verzweifelten sind am meisten gefährdet, in die Hände von Organhändlern zu fallen. Wenn man in extremer Armut lebt und keinen Ausweg mehr sieht, tönt das Angebot, für eine seiner Nieren eine grosse Summe Geld zu erhalten, verlockend. Speziell dann, wenn das mit dem Versprechen einer lebenslangen Fürsorge verbunden ist.

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Schwarzmarkt für Organe

Der ernste Mangel an Organen für Transplantationen spiegelt das internationale Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage wider. Unausweichlich gibt es Leute, welche darin ein grosses Potential sehen, um viel Geld zu verdienen, und so gibt es in Indien einen florierenden Schwarzmarkt für Organe. Die indische Regierung hat zwar versucht, dieses Problem zu bekämpfen, indem sie die Bevölkerung seit 1990 ermutigt, offiziell Organspender zu werden. Aber das scheint wenig gebracht zu haben, um den Organhandel einzudämmen.

Ärmsten sind Betroffen

Obwohl der Handel mit dem Ziel, die Organe der Opfer zu verkaufen, eine der abscheulichsten Formen des Ausbeuterei ist, gibt es darüber kaum Untersuchungen und es ist schwierig, das Ausmass des Problems einigermassen abzuschätzen. Die eingeschränkten Untersuchungen von Geisinger Health Systems in der Region um Chennai zeigen klar, dass die meisten Opfer aus den ärmsten Schichten kommen und am häufigsten ihre Nieren verkaufen, um Schulden abzuzahlen.

Reportagen in den Nachrichten berichten darüber, wie Leute ausgebeutet werden. Falls die Organspender Geld bekommen, ist es meistens nur ein Bruchteil von dem, was ihnen versprochen wurde. Die Vermittler machen den grossen Gewinn. Typischerweise wird den Leuten eine Summe zwischen 3’000 und 10’000 CH Franken versprochen, obwohl sie dann am Ende nur etwa 600 CH Franken bekommen. In einem der grössten Skandale um die illegale Transplantation von 500 Nieren waren viele der Spender Taglöhner, welchen Arbeit versprochen wurde. Stattdessen wurden sie dann aber in ein Spital gebracht, wo sie entweder dazu überlistet oder gezwungen wurden, sich eine Niere entfernen zu lassen. Das Angebot von gut bezahlter Arbeit ist ein häufig verwendeter Trick von Menschenhändlern. Skrupellose Vermittler nutzen die Armen und Analphabeten aus, wie zum Beispiel beim Tsunami von 2004, als viele Opfer dazu gezwungen wurden, ihre Nieren zu verkaufen. Viele kamen aus dem Fischereigeschäft  in der Region von Chennai, dessen Grundlage durch den Tsunami vollständig zerstört wurde.

Wie bei den meisten Formen der Ausbeutung in Indien sind es auch hier die Menschen ausserhalb des Kastensystems (Dalits und Stammesbevölkerung), welche am stärksten gefährdet sind. Sie kommen finanziell schlecht weg und sind zudem den gesundheitlichen Folgeerscheinungen ausgesetzt.

Dignity Freedom Network hat das Ziel, die Ausbeutung in Indien ein Ende zu setzen.