Indien – ein Land der Gegensätze und Vielfalt.
Sowohl viel Schönes, als auch Tragisches, finden sich in diesem farbenfrohen Land wieder.
Mit 1.438 Milliarden Einwohnern (2023; statista.com), ist Indien das Bevölkerungsreichste Land der Welt. Es ist ein Vielvölkerstaat, ein Staat, der sich aus zwei Urvölkern entwickelt hat. Zwei Drittel der Bevölkerung sind die so genannten Indoarier, die vor langer Zeit nach Indien einwanderten. Ein Viertel der Inder zählen zu den Draviden, die im Süden leben und ihre eigene Sprache sprechen. Zu dieser Volksgruppe zählen auch die Tamilen. So findet man in Indien auch Menschen mit verschiedenen Hautfarben. Es gibt also verschiedene Menschentypen, je nachdem, woher sie irgendwann einmal kamen. Im Süden sind die Inder sehr viel dunkelhäutiger als im Norden. Hier findet man auch blonde und hellhäutige Menschen.
In Indien leben übrigens mehr Männer als Frauen. Viele Mädchen erhalten schlechtere Nahrung als Jungen und eine schlechtere medizinische Versorgung. So kommen auf 100 Männer nur 92 Frauen.
In Indien freuen sich Eltern sehr viel mehr über die Geburt eines Sohnes als einer Tochter. Wahrscheinlich gibt es auch Eltern, denen das Geschlecht des Kindes egal ist, aber die Geburt eines Sohnes lässt die Mutter in ihrem Ansehen steigen. Ein Sohn hilft dabei, die Familie und deren Weiterbestand zu sichern. Vor allem kümmert sich dieser im Alter um seine Eltern, während Mädchen nach der Heirat meist das Elternhaus verlassen. Hat die Familie keine Söhne, fürchten Eltern um ihre Sicherheit im Alter. Es gibt in vielen Regionen keine staatliche Rentenversorgung wie bei uns. Ausserdem müssen Eltern, wenn sie ihre Tochter verheiraten möchten, eine so genannte Mitgift zahlen. Leben in einer Familie mehrere Töchter, kann das Eltern in die Armut führen.
Die Folge von diesem Denken ist, dass Eltern vor der Geburt ihrer Kinder das Geschlecht bestimmen lassen. Deshalb werden auch in Indien mehr Jungen als Mädchen geboren. Dies führt wieder dazu, dass es am Ende mehr Männer als Frauen gibt.
Je gebildeter ein Mädchen ist, desto teurer wird ihre Mitgift. Das hat dann wiederum zur Folge, dass Mädchen gar nicht so viel lernen sollen, denn dann müssen Eltern bei der Hochzeit mehr Geld bezahlen.
Indien ist ein sehr großes Land mit vielen verschiedenen Landschaften, unterschiedlichen Menschen und Religionen. So verschieden wie das Land ist auch das Essen in Indien. Je nachdem, wo man wohnt, wird gekocht. Doch der gesamten indischen Küche gemeinsam sind die Gewürze, für die Indien seit Jahrtausenden bekannt ist. Welches Gewürz nun verwendet wird, hängt von der Region und von der Jahreszeit ab. Da viele Inder sich selbst versorgen und nicht wie bei uns Erdbeeren im Winter zu kaufen sind, richten sich die meisten Menschen danach, was die Natur jeweils hervorbringt. Klingt doch vernünftig, oder?Die Religionen prägen in Indien auch das Essverhalten der Menschen. Es kamen immer wieder Einwanderer nach Indien, die ihre eigene Kultur mitbrachten und die Küche beeinflussten. Nicht zu vergessen die Engländer, die nach vielen Jahren der Kolonialherrschaft in Indien gleichzeitig die Teekultur in Indien einrichteten und förderten. Viele Hindus sind Vegetarier, wobei es in den Städten auch Hindus gibt, die mittlerweile Fleisch essen. Doch auch der muslimische Einfluss ist beim indischen Essen zu spüren. Die Gerichte in Nordindien unterscheiden sich von denen in Südindien. Während im Norden zum Beispiel gerne Teigfladen, auch frittiert, auf den Teller kommen, das Gemüse ebenfalls oft frittiert und eingelegt wird und Reis und Hülsenfrüchte sehr beliebt sind, ist die südindische Küche um einiges fettarmer. Hier werden die Gerichte oft gedünstet oder auch gebraten Doch in beiden Regionen ist der Reis sehr wichtig. Reispfannkuchen oder gekochte Reisriegel sind sehr beliebt.
Es gibt 120 Sprachen in Indien und selbst wenn du eine dieser Sprachen lernen würdest, dann spricht man diese nur in der Gegend, in der eben genau diese Sprache die Hauptsprache ist. Ein Dorf weiter versteht dich dann schon keiner mehr und du müsstest eine neue Sprache lernen. Und auch wenn du es mit Zeichensprache versuchen würdest, kannst du schnell mal in die Irre laufen. Denn unser Kopfnicken bedeutet in Indien „Nein“ und das Kopfschütteln „Ja“. Da kann man sich denken, dass es so einige Missverständnisse zwischen Einheimischen und Besuchern aus einem anderen Kulturkreis geben kann. In den Großstädten sprechen aber auch viele Menschen Englisch.
Hindi ist neben Englisch die meist gesprochene Sprache in den meisten Teilen Indiens. Sie leitet sich aus dem Sanskrit ab und wird im Devanagari-Skript geschrieben.
Das indische Kastensystem ist eine strenge Rangordnung, die alle Inder in Gruppen einteilt. Jeder bleibt ein Leben lang an seine Kaste gebunden. Laut indischer Verfassung darf dabei zwar niemand diskriminiert werden – aber die Realität sieht anders aus. Die klassische Ordnung des Kastensystems gliedert sich in vier Hauptkasten, so genannte Varnas. Diesen vier Hauptkasten ist je eine Farbe zugeordnet. Schon am Personennamen lässt sich oft die Kastenzugehörigkeit erkennen. Die Brahmanen als oberste Kaste sind besonders hoch angesehen und haben die Farbe weiß. Darunter rangiert die Kriegerkaste der Kshatriyas (rot). Darauf folgen die Vaishyas (gelb), traditionell Bauern und Kaufleute. An unterster Stelle der vier Varnas stehen die Shudras (schwarz), die meist Diener, Knechte oder Tagelöhner sind.
Ausserhalb dieser Varnas stehen die „Unberührbaren“, die auch Paria und Harijans genannt werden. Viele Menschen, die zu den Unberührbaren gezählt werden, lehnen diese Bezeichnung ab. Sie nennen sich selbst „Dalits“ und betrachten sich als Nachfahren der indischen Ureinwohner. Dalits werden im Westen häufig als „Kastenlose“ bezeichnet, was nicht genau zutrifft. Die Dalits oder Unberührbaren sind eine Kaste, die allerdings nicht zu den Varnas in der Pyramide zählt.
Mehr als 240 Millionen Menschen in Indien gehören der Kaste der Dalit an. Die Dalits gelten nach der religiösen Unterscheidung im Hinduismus immer noch als „unberührbar“ und „unrein“. Damit sind sie noch heute in vielen Bereichen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und gehen „unreinen“ Berufen nach – wie Wäscher, Friseur und Müllbeseitiger. Die meisten von ihnen leben bis heute in Armut.
Besonders in ländlichen Regionen ist die Diskriminierung der Dalits noch sehr verbreitet. Sie werden belästigt, angegriffen und sogar getötet. So müssen die Dalits häufig in Siedlungen leben, die getrennt von den anderen Wohngebieten liegen. Auch wird ihnen verboten, Tempel zu betreten oder Brunnen zu nutzen. Das Heiraten über die Kasten hinweg ist gerade in ländlichen Gebieten ein absolutes Tabu. Seit sich die Dalits stärker gegen ihre Diskriminierung wehren, sind sie auch häufiger Opfer von Gewalt.
In Indien gibt es sehr große Unterschiede zwischen reichen und armen Menschen. Während ein ganz kleiner Teil sehr reich ist, leben die meisten Menschen in sehr großer Armut.
In Indien leben nicht nur arme, sondern auch einige reiche Leute. Einige der reichsten Menschen der Welt sind Inder. Und die indische Wirtschaft wächst. Es gibt viele moderne Unternehmen, die sehr erfolgreich sind. Wer in einer solchen Firma arbeitet, verdient ausreichend Geld, um sich auch einen gewissen Luxus leisten zu können. In Mumbai – die Stadt hieß früher Bombay – kostet eine Wohnung so viel wie in New York oder London. Hier gibt es Bars, Restaurants, Theater und Kinos, Luxus-Geschäfte und Hotels. Wer Geld hat, lebt hier gut.
Doch Mumbai beherbergt auch das größte Armenviertel Asiens. Hier haben die Menschen kein sauberes Trinkwasser und leben auf der Straße, lassen ihre Kinder betteln und finden keine Toiletten. Indien ist beides: Reiches Land, das wächst, und armes Land mit den Ärmsten der Armen, die sterben, weil sie krank werden oder verhungern. So mancher Kuh dürfte es in Indien besser gehen als manchem Menschen.
Quellen:
https://www.kinderweltreise.de/kontinente/asien/indien
https://www.planet-wissen.de/kultur/asien/indien/pwiekasteundkastensysteminindien100.html